Neuöttinger Straßennamen

Alter Stadtberg

einst „Spitalberg“ genannt,

bis zur Eröffnung des Neuen Stadtbergs 1865 Hauptstraße in die Stadt

 

Zwei Hauptzugänge führten einst in die Stadt: die Straße von Burghausen kommend durch das Burghauser Tor und die Straße von Landshut, von der Innbrücke kommend durch das Landshuter Tor. Vor dem Burghauser Tor befand sich ein tiefer Stadtgraben, der durch eine Zugbrücke überbrückt wurde. Vor dem Landshuter Tor lag der steile Stadtberg sowie die als Hohlweg eingeschnittene Straße und gab damit dieser Stadtseite einen vortrefflichen Schutz.

Über Jahrhunderte musste diese Steigung oder das Gefälle überwunden werden. Für die beladenen Wagen brauchte es meist Vorspannpferde, die sich dann mit viel Geschrei der Fuhrleute den Berg hinauf quälten. Die Gegenrichtung war nicht minder gefährlich: Nun musste bergab gebremst werden und die Pferde mussten dagegen halten, damit der schwere Wagen nicht das Fuhrwerk hinunter schob. Besonders im Winter kam es zu Unfällen, wenn der Berg nicht gut geräumt und eisig war.

„Rösserschinder“ hieß der Berg, weshalb ihn frühere Generationen am oberen Auslauf flacher gruben, was 1949 zum Einsturz des Landshuter Tores führte, dessen Fundamente dabei abgegraben worden waren.

1864 ging man daran, eine neue Zufahrt in die Stadt zu schaffen, eine langgezogene Rampe mit gleichmäßiger Steigung. 1865 konnte der „neue Stadtberg“ in Betrieb genommen werden, die bisherige Straße wurde zum „Alten Stadtberg“.

Bräuhausstraße

einst „Unter den Fischern“ und „Bleichergasse“ genannt

Standort mehrerer Braustätten

 

Die Benennung „Bräuhausstraße“ für die an der Nordseite des Stadtberges gelegene Straße erfolgte erst zum Ende des 19. Jahrhunderts. Mit der Industrialisierung Bayerns hatte eine Vergrößerung der Bräuhäuser eingesetzt und so siedelten einige Neuöttinger Bräuer ihre Braustätten entlang der Straße an, die in ihrem westlichen Teil über Jahrhunderte „Unter den Fischern“ geheißen hatte. Die Innfischer hatten hier ihre Wohnhäuser vom Typus der einstigen Fischerhäuser, im vorbei fließenden Möhrenbach verwahrten sie ihren Lebendfang bis zum Verkauf in Fischkäfigen.

Der östliche Teil der Bräuhausstraße trug die Bezeichnung „Bleichergasse“, weil hier über viele hundert Jahre der „Bleichmeister“ seinem Gewerbe nachging. Auf den Wiesen bis zum frei fließenden Inn legte er die gewebten Leinenbahnen der örtlichen Weber aus und bleichte sie durch Besprengen mit Wasser und die UV-Strahlung der Sonne.

Brunnhausgasse

Standort des Brunnenhauses,

das die Versorgung der Stadt mit Wasser sicherstellte

 

Die Versorgung mit Wasser für die Stadt auf dem Bergsporn war von jeher eine große Aufgabe. Der vom Stadtweiher gespeiste Brunnbach betrieb bereits im 16. Jahrhundert ein Hebewerk in einem Brunnhaus unterhalb des Herzog-Georg-Platzes, um damit Quellwasser aus dem nördlichen Hangfuß in einen Wasserturm zu pumpen. Der Wasserturm speiste Wasserröhren und Brunnen.

Fischervorstadt

ehem. Siedlung der Innfischer,

entstand nach dem Eisenbahnbau und der Aufgabe der Innlände

 

Die Benennung als „Fischervorstadt“ geht auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Zu dieser Zeit begannen erste Schutzmaßnahmen an den Innufern gegen Hochwasserschäden. Die verbliebenen Innfischer siedelten allmählich vom nördlichen Stadtbergfuß hinaus an das Innufer. Dort hatte sich seit Jahrhunderten die Innlände befunden, die nach dem Bau der Eisenbahn überflüssig geworden war.

Frauengasse

einst „Türlgasse“ genannt

historische Wegverbindung nach Altötting zu „Unser Lieben Frauen“

 

Die Frauengasse ist die größte Seitengasse zum Stadtplatz. Am Ende der Frauengasse befand sich ein Tor, das fußläufigen Verkehr zur Mühlgasse am Bergfuß erlaubte. Anstelle des heutigen Anwesens Frauengasse 1 befand sich einst ein Wachturm, ähnlich dem Burghauser Torturm, der dem Stadtbrand 1797 zum Opfer fiel. Die Frauengasse hat heute ihren Namen vom Marienbrunnen, der mittig auf dem großzügigen Gassenplatz steht und auf die historische Wegverbindung nach Altötting „zu Unserer Lieben Frauen“ hinweist.

Über Jahrhunderte hinweg hieß die Frauengasse „Türlgasse“, denn neben dem Stadttor, im Anwesen Frauengasse 18, war noch um 1900 eine Durchgangstür zur Hausrückseite, so dass man über den Stadtberg die Stadt verlassen konnte. Dieser Türlweg führte durch den Wirtskeller am Bergfuß zur Mühlgasse.

Frauenhoferstraße

benannt nach Wilhelm von Fraunhofen (gest. 1430)

Stifter des Hl. Geist-Spitals in Neuötting und Hofmeister Herzog Heinrichs des Reichen

 

Im Jahr 1423 stifteten das Ehepaar Wilhelm von Frauenhofen und Margarethe von Preising das Neuöttinger Hl. Geist-Spital. Wilhelm von Frauenhofen war Hofmeister des Herzogs Heinrichs des Reichen und Bambergischer Amtmann in Winhöring.

Zwei Jahre später stifteten sie zum Spital auch eine Kirche. Der Propst von Altötting, Hans von Preising, der Bruder der Stifterin, war bei der Erstellung des Stiftbriefs vom Michaelitag, 29. September 1426, behilflich.

Hans-Altstetter-Straße

benannt nach Hans Altstetter (1905 – 1994)

Lehrer, Erzieher und Förderer des kulturellen Lebens in Alzgern

 

Hans Altstetter wurde am 26.01.1905 in München geboren, von 1918 bis 2024 besuchte er die Lehrerfortbildungsanstalt Freising. Nach einem fünfjährigem Praktikum in München kam er als Hilfslehrer am 15. Oktober 1929 an die Volksschule Alzgern. Zusammen mit dem Schulleiter Max Fellermeier unterrichtete er in engsten Raumverhältnissen die Alzgerner Kinder. Altstetter wurde 1939 zum Kriegsdienst einberufen, kehrte nach russischer Kriegsgefangenschaft erst 1948 wieder zurück und nahm nun als Schulleiter und Hauptlehrer den Schuldienst ab 1. Juli 1948 wieder auf. 1970 ging Altstetter in den Ruhestand. Seinen ehemaligen Schülern ist vor allem seine Vorliebe zum Einmaleins in bester Erinnerung. Jede Unterrichtsstunde begann mit dem Abfragen des Einmaleins.

Altstetter hat sich nicht nur große Verdienste um das Alzgerner Schulwesen erworben, sondern auch viel für die Dorfgemeinschaft bewirkt.

Nach seinem Dienstantritt in Alzgern übernahm der den Organistendienst in der Alzgerner Kirche und baute einen gut funktionierenden Kirchenchor auf. Schon 1929 trat er der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr bei und war 20 Jahre ihr Erster Vorsitzender. 1949 gründete er den Liederkranz und wurde dessen Chorleiter. Es wurden bunte Abende veranstaltet, Theaterstücke aufgeführt und die Tradition des Aufstellen des Maibaums fortgeführt. In den Nachkriegsjahren hat Altstetter sehr zum gesellschaftlichen Leben in Alzgern, insbesondere auch zur Eingliederung der Heimatvertriebenen beigetragen.

Nach seinem Ruhestand kümmerte er sich als Ortsheimatpfleger um seine ihm lieb gewordene Heimat. Besonderes Augenmerk galt dem Alzgerner Dorfkreuz, das renoviert wurde und einen neuen Standort vor der Alzgerner Schule fand.

Altstetter verstarb am 4. Februar 1994, auf dem Sterbebild sind seine Verdienste für die Heimat kurz zusammengefasst:

„Er wirkte in Alzgern mit großer Hingabe 41 Jahre als Lehrer und Erzieher, Förderer des kulturellen Lebens und Pfleger der Heimat.“

Herzog-Georg-Platz

benannt nach Herzog Georg dem Reichen (1455-1503)

Standort der ehem. herzoglichen Veste mit Pfleggericht

 

Der Wittelsbacher Herzog Georg der Reiche stand bei der Platzbenennung als Vertreter für das Haus Wittelsbach.

Ursprünglich hatte sich an der Ecke zwischen Scheizachberg (früherer Hohlweg und Stadtgraben) und dem nördlichen Berghang die herzogliche Veste befunden, die der Sitz des herzoglichen Pfleggerichts Neuötting war und bereits im 14. Jahrhundert urkundlich belegt ist.

Das Festungsgebäude wurde im 17. Jahrhundert in eine leichte Reiterkaserne eingebunden und ging im Stadtbrand 1797 unter.

Das Gelände diente dann als Exerzierplatz und dem angrenzenden Handwerk. 1908 wurde an Stelle der Veste das Knabenschulhaus errichtet. Heute beherbergt das Gebäude eine Berufsfachschule für Ergotherapie.

Josef-Leitl-Straße

benannt nach Josef Leitl (1859 bis 1936)

Neuöttinger Bürger und Elektropionier

 

Josef Leitl (1859 bis 1936) arbeitete in der Maschinenfabrik Esterer in Altötting. Dort gelang ihm 1878 die Erfindung eines Dynamos. Die Firma Schuckert aus Nürnberg baute Leitls Dynamos nach und verkaufte sie als „Typ J.L.“ Nachdem ein Schutz von Patenten noch nicht gegeben war, bestand keine Möglichkeit der Unterbindung. Josef Leitl versorgte verschiedene Gemeinden in Bayern und Österreich mit elektrischen Anlagen und installierte auch in Neuötting 1887 die erste elektrische Beleuchtung.

Als Besonderheit montierte Josef Leitl, der nach Niederlegung seiner Geschäfte Mesnerdienste in der Stadtpfarrkirche versah, 1907 auf der Spitze des Neuöttinger Kirchturmes einen elektrisch beleuchteten Christbaum.

Klostergasse

einst „Krumme Gasse“ genannt,

Standort des ehem. Franziskaner-, später Kapuzinerklosters

 

Die Klostergasse trägt ihren Namen vom 1716 errichteten „Franziskaner-Hospitium“. Der Orden wurde in der Säkularisation 1803 aufgehoben. Neuöttinger Bürger gründeten seinerzeit eine Aktiengesellschaft zur Erhaltung der Gebäude und erreichten die Wiederbelebung des Klösterls durch die Kapuziner. 1978 verließ der letzte Ordensmann das Kloster, das nach Umbau nun die städtische Bücherei beherbergt.

Lehrer-Bauer-Straße

benannt nach Josef Bauer (1852 – 1919)

Lehrer und Ehrenbürger der ehem. Gemeinde Alzgern

 

Josef Bauer wurde am 5. November 1852 in Pittersberg in der Oberpfalz geboren. Nach Abschluss des Lehrerseminars 1871 erhielt er seine erste Anstellung am 15. April 1878 an der Schule Perach, nach einem kurzen Abstecher nach Oberaudorf (ab 1886) kam er 1892 nach Alzgern. Bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung 1905 war er in Alzgern als Schulleiter tätig.

Josef Bauer übte in Alzgern das Amt des Gemeindeschreibers aus und kann getrost als großer Förderer und Gründer von Alzgerner Vereinen benannt werden: Wie schon in Perach übte er auch in Alzgern das Amt des Schützenmeisters bei der Schützengesellschaft "Freischütz“ aus. Auf Initiative von Josef Bauer wurde in der Versammlung am 20. November 1892 die Freiwillige Feuerwehr Alzgern aus der Taufe gehoben. Bauer wurde in der Versammlung zum 2. Vorsitzenden und zum Kassier gewählt. Am 21. November 1893 wurde auf Initiative von Pfarrer Franz Xaver Fischer und Josef Bauer die Genossenschaft „Darlehenskassenverein“, später Raiffeisenverein gegründet. Am 29. Juni 1896 wurde auf Initiative von Georg Grundner und Josef Bauer der Krieger- und Veteranenverein ins Leben gerufen. In Altötting war er nach seiner Pensionierung Verwalter der Distriktsparkasse Altötting.

Für seine Verdienste für die Allgemeinheit wurde Josef Bauer die Ehrenbürgerwürde verliehen. Er verstarb am 12. Oktober 1919.

Die Straßenwidmung zur Lehrer-Bauer-Straße (ehem. Karl-Pflaum-Straße) erfolgte durch Stadtratsbeschluss vom 19. April 2007.

 

Der ursprüngliche Name der Lehrer-Bauer-Straße war „Karl-Pflaum-Straße“. Karl Pflaum war Generalleutnant der Deutschen Wehrmacht und ließ sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Alzgern nieder. Nachdem bekannt geworden war, dass die von ihm kommandierte 157. Reservedivision in Vercors/Frankreich 1944 im Zuge der Partisanenbekämpfung auch an Massakern an der Zivilbevölkerung beteiligt gewesen war, hielt der Stadtrat und der damalige Erste Bürgermeister Frank Springer eine Umbenennung für unumgänglich.

Ludwigstraße

benannt nach König Ludwig I. (1786 bis 1868)

Die Ludwigstraße ist mit 500 Metern einer der längsten Stadtplätze der Inn-Salzach-Region

 

Der Neuöttinger Stadtplatz misst vom Burghauser bis zum Landshuter Tor etwa 500 Meter. Seit der Gründung der Stadt durch die wittelsbachischen Landesherrn, etwa um 1200, war dies ein lebhafter Straßenmarkt.

Er gliederte sich in die „Obere Stadt“ beim Landshuter Tor, in die „Untere Stadt“ beim Burghauser Tor und die mittige platzartige Aufweitung „am Platz“ beim Rathaus.

Fuhrwerke, Händler, Handwerker und Märkte bestimmten das Platzbild. Geschützt durch Stadtmauern und Tore konnte sich hier reges Leben entwickeln. Die Stadt widmete die Hauptstraße dem kunstsinnigen Monarchen, König Ludwig I.

Max-Fellermeier-Straße

benannt nach Max Fellermeier (1890 – 1982)

Heimatforscher- und schriftsteller und Lehrer in Alzgern

 

Geboren wurde Max Fellermeier am 13. Juni 1880 in Buchbach, Kreis Mühldorf. 19jährig trat er 1910 seinen Schuldienst als Hilfslehrer in Kastl an. Nach vier Jahren als Schulleiter in Neuötting wurde er am 1. Mai 1924 an die Volksschule Alzgern berufen, wo er im August zum Hauptlehrer ernannt wurde.  20 Jahre unterrichtete er in Alzgern und hatte seine Dienstwohnung am Schulort. Er war 14 Jahre Vorsitzender des Kreisvereins des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands, bis er durch die Nationalsozialisten in den dreißiger Jahren abgesetzt wurde.

Als bekannter Kritiker des nationalsozialistischen Regimes wurde er nach Kriegsende 1945 von den Amerikanern als kommissarischer Schulrat eingesetzt, mit dem Auftrag, das Schulwesen im Landkreis Altötting wieder aufzubauen. Sein Kommentar zu dieser Berufung: „Auweh, hab i mir denkt, jetzt soll i Bauernlehrer auch noch Diplomat spielen.“ Mit echt bayerischer List und Schläue ist es ihm schließlich gelungen, mit der Bürokratie der Besatzungsmacht fertig zu werden. Es gelang ihm, das völlig zerrüttete Schulwesen neu zu organisieren und die aus allen Gebieten Bayerns zusammengeführten Lehrkräfte zu integrieren. 1955 setzte es sich zur Ruhe.

Doch es wurde für ihn ein „Unruhestand“. Neben dem Schuldienst war Max Fellermeier in vielen Organisationen tätig. Nach dem Krieg gründete er den Kreisjugendring Altötting und wurde dessen erster Vorsitzender. Außerdem gründete er auch die Kreisgruppe des Jagd- und Jägervereins.

Sein besonderes Interesse galt der heimatgeschichtlichen Forschung. Durch zahlreiche Veröffentlichungen ließ er die Bevölkerung an den Ergebnissen seiner Forschungen teilhaben. Elf Jahre leitete er die heimatgeschichtliche Beilage „Das Heimatland“ und veröffentlichte verschiedene Beiträge zur Heimat. Besonders für Alzgern ist das Engagement Max Fellermeiers um die Heimatforschung von Tragweite, denn erstmals wurde von ihm die Ortsgeschichte von Alzgern erforscht und aufgezeichnet.

Für seine Hingabe zur Heimat Bayern wurde er 1955 mit der Johann-Andreas-Schmeller-Medaille für Mundartforschung geehrt, für sein Lebenswerk im Beruf und sein Wirken für die Allgemeinheit wurde er 1956 mir dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Seit 2001 trägt die Grund- und Mittelschule in Neuötting den Namen Max-Fellermeier-Schule.

Die Widmung der Straße in Alzgern erfolgte nicht nur aufgrund seiner Verdienste für die Schule, seiner heimatlichen Forschungen und Veröffentlichungen zum Alzgern, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass er die gesamten Grundstücke in der heutigen Max-Fellermeier-Straße als Eigentümer an Alzgerner veräußert hat. Die Grundstücke wurden von ihm in den 50er Jahren für nur rd. 1 Deutsche Mark pro qm an Einheimische und insbesondere an Familien von Kriegsvertriebenen abgegeben, damit sie sich in der Wohnraumnot der Nachkriegsjahre ein eigenes Häuschen erbauen konnten.

 

Mühlgasse

einst „Unter den Lederern“ genannt

Standort zahlreicher Mühlenbetriebe

 

Über Jahrhunderte hieß diese Straße „Unter den Lederern“. Hier waren die Gewerbe ansässig, die das Wasser oder den Wasserdampf des vorbei fließenden Möhrenbachs benötigten, wie Lederer, Gerber, Färber oder Hutmacher. Ansässig waren daneben ein Nagel- und ein Waffenschmied, eine Lederwalke und auch zwei Mühlen.

Die Mühlgasse war die Verkehrsverbindung nach Altötting und mündete über die Herrenmühlstraße in die Kapuzinerstraße ein.

Pfarrer-Huber-Straße

benannt nach Johann Baptist Huber (1892 – 1942)

kath. Pfarrer und Streiter gegen das NS-Regime

 

Johann Baptist Huber wurde am 2. April 1892 als 1. Kind der Bauerneheleute Franz Xaver und Maria Huber in St. Johann, Gemeinde Alzgern geboren. Er wuchs mit drei Geschwistern auf und besuchte das humanistische Gymnasium in Burghausen mit dem Ziel, Priester zu werden. Nach dem Abitur nahm er im Jahre 1912/1913 sein Studium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Passau das Studium auf.

Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Freiwilliger zur Bayerischen Armee. Vier Kriegsjahr erlebte Huber an der Front, diente als Oberleutnant des 17. Bayerischen Reserve-Infanterieregiments und als Führer einer MG-Kompanie. Für seine Leistungen wurde er mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes, dem Militärverdienstorden IV. Klasse und dem Verwundetenabzeichen in Silber ausgezeichnet.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs reiste Huber in die Landeshauptstadt München, um sein Theologiestudium fortzusetzen, doch die Wirren der Revolution durchkreuzten seine Pläne. Gegen die Rote Revolution schloss sich Huber als alter Frontkämpfer einer Freikorpsgruppe an, um die kommunistischen Aufstände niederzuwerfen. Nach der Beteiligung im Studentenbataillon bei der Einnahme der Landeshauptstadt München am 2. Mai 1919 und dem Einsatz im Freikorps von Epp bei der Niederschlagung von kommunistischen Aufständen an der Ruhr im März 1920 führte er sein Theologiestudium fort.

Nach Abschluss des Theologiestudiums am Georgianum in München empfing Johann Huber am 29. Juni 1921 im Dom zu Passau die Priesterweihe. Am 21. Juli feierte in Alzgern seine Primiz – mit ein Dankfest für die gesunde Rückkehr aus dem Krieg.

Ab August 1921 war er Kooperator in Passau St. Paul, ab Januar 1926 an der Dompfarrei St. Stephan. Huber engagierte sich beim Aufbau des katholischen Vereinswesens, daneben betreute er die Soldaten der Garnison Passau, für die er Gottesdienste und Exerzitien organisierte.

Großes Engagement brachte der junge Kooperator für den katholischen Turnverein DJK (Deutsche Jugendkraft, gegr. 1920) auf. Es ging ihm und der DJK darum, Sport in das christliche Leben zu integrieren.

Im Herbst 1931 wurde er Stadtpfarrer von Landau an der Isar. Sein Engagement für die DJK brachte ihn bald in Konflikt mit der Deutschen Turnerschaft. In Vorträgen, Predigten und Presseartikeln bekämpfte er die Nationalsozialisten. Auch nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wich Pfarrer Huber nicht von seinem Kurs ab. Von 1938 bis 1942 war er Vorsitzender des Priestervereins Passau. In dieser Funktion stand er Priestern bei, die unter anderem wegen „Kanzelmissbrauch“ in Konflikt mit dem NS-Regime gekommen waren. Bis 1939 spitzt sich die Lage immer mehr zu. Der Propaganda der Machthaber setzt er verstärkt Manifestationen des Glaubens entgegen, indem er Wallfahrten und Prozessionen abhält und einen eigenen Pfarrbrief herausgab. Sarkastisch und nicht ohne Weitblick notierte er über das Leben mit der NS-Diktatur in der Pfarrchronik:

„Lieber Herrgott mach' mich stumm, daß ich nicht nach Dachau kumm. Lieber Herrgott mach' mich blind, daß ich alles herrlich find. Lieber Herrgott mach' mich taub, daß ich diesen Schwindel glaub. Lieber Herrgott, mach' mich stumm, blind und taub zugleich, daß ich paß' ins Dritte Reich.“

Mit Ausbruch des Krieges widmete er sich verstärkt der Militärseelsorge. An Landauer Soldaten sandte er Feldpostbriefe, die das Bistumsblatt, die Heimatzeitung und persönliche Schreiben enthielten.

Eine Grabrede im Dezember 1940 gab den Nationalsozialisten dann Anlass zu einer ersten Haft. 10 Tage saß er in Landshut im Gefängnis. Wieder zurück in Landau, erhielt Pfarrer Huber fast ein halbes Jahr polizeiliches Geleit. Begleitet von 2 bewaffneten Gestapo-Leuten wurde er wie ein Schwerverbrecher für die Messfeier vom Pfarrhof abgeholt und zur Sakristei geführt und danach zurückgeführt. Dennoch führte er seine Soldatenseelsorge fort. Am 14. April 1942 schließlich wurde Pfarrer Huber aus dem Unterricht heraus von der Gestapo festgenommen und ins Gefängnis nach Landshut verbracht. Die Begründung des Regierungspräsidenten zu Verhaftung lautete:

„Der katholische Pfarrer Huber von Landau a.d. Isar wurde festgenommen, weil er trotz erfolgter Verwarnung das Sammeln von Feldpostanschriften und die organisierte Versendung religiöser Drucksachen an Wehrangehörige fortsetzte..“

Am 05. Juni 1942 wurde Pfarrer Huber ins Konzentrationslager Dachau überstellt und im sog. „Pfarrerblock“ untergebracht.

Im Sommer 1942, als er mit den Mitgefangenen im Arbeitskommando „Plantage“ unter mangelnder Verpflegung eingesetzt war,  verletzte er sich bei der Zwangsarbeit und bekam, weil er medizinisch nicht behandelt wurde, eine schwere Blutvergiftung. Darauf folgten Gelbsucht und Lungenentzündung.

Um die Freilassung aus dem KZ zu erreichen, hatte die Oberin des Landauer Krankenhauses Kontakt zu einer früheren Mitschwester und späteren NS-Schwester aufgenommen. Als ehemalige Freikorpskämpferin setzte sich diese für Pfarrer Huber als ehemaligem Frontoffizier und Freikorpskämpfer ein. Tatsächlich gelang es, ihn am 8. September aus dem KZ in das Schwabinger Krankenhaus zu verlegen. Doch diese Verlegung kam zu spät. Am 13. September 1942 starb Pfarrer Huber an Auszehrung.

Sein Leichnam wird zur Einäscherung zurück in das Krematorium nach Dachau gebracht. Nach Freigabe der Urne wurde Pfarrer Huber in Kastl im Grab von Angehörigen beigesetzt, um Unruhen zu vermeiden, sowohl in Landau, seinem Wirkungsort, als auch in Alzgern, seinem Geburtsort.

Die katholische Kirche hat Stadtpfarrer Johann Baptist Huber als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

Pfarrer-Leeb-Straße

benannt nach Franz Xaver Leeb (1846 – 1929)

Stadtpfarrer, Lokalhistoriker und Landtagsabgeordneter

 

Gewidmet ist die Straße dem langjährigen Neuöttinger Stadtpfarrer Franz Xaver Leeb, geboren 1846 in Weihmörting, verstorben 1929 in Neuötting.

Neben seinem Wirken als Stadtpfarrer war er Ritter vom heiligen Grabe und Mitglied im bayerischen Parlament. Für die Zentrumspartei saß er von 1899 bis 1904 für den Stimmkreis Grafenau/Niederbayern im Parlament. In dieser Zeit war er auch Ausschussmitglied zur Beratung des Berggesetzes für das Königreich Bayern, für die Herstellung von Bahnen lokaler Bedeutung und die Grundwertabgabe.

In Neuötting widmete er seinem Wirkungsort zahlreiche Schriften zu kirchlichen Einrichtungen, der Stadtpfarrkirche und historischen Themen.

Ritter-Degenhart-Straße

benannt nach Degenhart von Pfäffingen (1471-1519)

Stifter der Sankt-Anna-Kirche und Erbmarschall der Herzöge von Niederbayern

 

Ritter Degenhart von Pfäffingen setzte die Tradition seiner Familie zu frommen und mitmenschlichen Stiftungen fort.

Um 1411 hatte Hans Trenbeck in Neuötting ein kleines schlichtes Haus für arme Aussätzige errichten lassen und zum Seelenheil der Kranken eine Kirche, der heiligen Anna gewidmet. Sein Urenkel, Degenhart von Pfäffingen betreute hohe herrschaftliche Ämter und ließ eine neue Kirche bauen, wiederum der hl. Anna gewidmet, die vom Bischof von Chiemsee, Perchtold, am 30. September 1511 konsekriert wurde.

Sebastiansplatz

einst „Neustadt“ oder „Vorstadt“ genannt,

mit der Errichtung des Sebastianifriedhofs im 17. Jh. Umbenennung in Sebastiansplatz

 

Schon bald nach der Stadtgründung Neuöttings war größerer Platzbedarf gegeben, was zur Erweiterung einer „Vorstadt“ führte. Bis zum 17. Jh. war die Bezeichnung „Vor- oder „Neustadt“ üblich.

Mit der Eröffnung des Sebastianifriedhofs im 17. Jahrhundert, der als „Infektionsfriedhof“ nach mehreren Pestwellen errichtet worden war, änderte sich die Benennung zum „Sebastiansplatz“.

Die Altöttinger Straße war seinerzeit lediglich ein Bestattungsweg zum Michaelifriedhof nach Altötting gewesen, denn Neuötting hatte keinen eigenen Friedhof besessen.